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Eye Movement Desensitization and Reprocessing ist eine Behandlungsmethode, die ursprünglich zur Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen entwickelt wurde und dort auch heute noch mit großem Erfolg eingesetzt wird.

In den letzten Jahren wurde die Indikation auf die Behandlung von Depressionen, Chronischem Schmerz und Zwangsstörung erweitert.

Zugrunde liegt die Theorie, dass über bestimmte Augenbewegungen, wie sie im REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) vorkommen, die Verarbeitung spezifischer Gedächtnisinhalte stattfindet.

Belastende Erinnerungen ( Traumata, schwerwiegende Lebensereignisse, chronische Schmerzen u.a. ) werden in neuronalen Netzwerken so abgespeichert , dass sie bei Triggerung durch bestimmte Reize unmittelbar und direkt wiedererlebt ( nicht wiedererinnert ! ) werden. Diese - im Unbewussten ablaufenden Vorgänge - beziehen sich zumeist auf die Auswirkungen, Gefühle, Körperempfindungen, die mit dem traumatisierenden Ereignis verbunden sind - das Ereignis selbst bleibt oft im Verborgenen.

Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Chronischer Schmerz können unter dem Aspekt von Adaptationsstörungen an belastende Ereignisse / Erinnerungen gesehen und mit der Technik des EMDR bearbeitet werden. Hierbei wird das neuronale Netzwerk dahingehend verändert, dass die immer wieder aufkommenden und behindernden Gedanken und Gefühle mit den begleitenden körperlichen Symptomen in das explizite biographische Gedächtnis verschoben werden und das Hier und Jetzt nicht mehr belasten. Wenn es gelingt, das u.U. weit zurückliegende traumatisierende Geschehen bewusst zu machen kann auch hier eine Bewältigung durch Abspeicherung im expliziten Gedächtnis angestrebt werden.

Mit der in der geschützten Atmosphäre der Therapie erfolgenden Konfrontation findet eine Neu-Prozessierung des Gedächtnisses statt - der belastende Inhalt wird quasi vom Desktop auf die Festplatte verschoben, wo er zwar erinnert werden kann, dies aber ohne die quälenden Auswirkungen auf die Psyche.

Während bei den Expositionstechniken eine konzentrierte Aufmerksamkeit auf den Auslöser gerichtet wird um Vermeidung zu verhindern, verwendet die EMDR-Therapie nur kurze Aufmerksamkeitsspannen auf das traumatische Gedächtnis. Der Patient erlebt während der bilateralen Stimulation verschiedene Assoziationen, die bei den Augenbewegungen spontan entstehen. Das Hin und Her zwischen dem Erleben des Ereignisses und dem Hier und Jetzt führt zu dem Bewusstsein, die belastende Situation besser zu beherrschen. Diese Erfahrung wird als adaptive Information codiert und ersetzt das traumatische Neuerleben.

Weder Therapeut noch Patient beeinflussen diesen Vorgang - mit der bilateralen Stimulation wird quase ein Selbstheilungsprozess des Gehirns angestoßen - ein Prozess, zu dem das Gehirn zum Zeitpunkt der Traumatisierung spontan nicht fähig gewesen ist.

        

Aktivität des Gehirns vor und nach EMDR

EMDR bei Schmerzen:

Bei der Behandlung von Schmerzen mit EMDR steht im Zentrum nicht der Schmerz als solcher sondern die mit diesem Schmerz verbundenen Empfindungen und Emotionen.

Die emotionalen und affektiven Implikationen des Schmerzes stehen in direktem Zusammenhang mit der Intensität des Schmerzerlebens und können dieses dauerhaft unterhalten und verstärken, auch wenn die eigentliche Ursache des Schmerzes aufgehoben ist.

Unter dem Aspekt der Traumatisierung wird das ursprünglich zu dem Schmerz gehörige Erleben und Geschehen definiert und im Kontext zu den damit verbundenen oder sich daraus entwickelnden Gefühlen aufgegriffen und bearbeitet.

Zumeist entwickeln sich aus der Chronifizierung der Schmerzen Kognitionen wie das Gefühl, kein Verständnis zu finden, enttäuscht / verlassen , vom Körper verraten zu sein, oft gekoppelt an Ohnmacht, Wut, Hilflosigkeit.

Mit der Bearbeitung dieser den Schmerz unterhaltenden Emotionen und Gedanken und der Speicherung im betroffenen Körperteil gelingt es oft, eine signifikante Schmerzreduktion und eine verbesserte Lebensqualität zu erreichen.